Antisemitismus stellt nach wie vor eine reale Gefahr für Jüdinnen und Juden in Deutschland dar. Die Anzahl der von den Strafverfolgungsbehörden erfassten Straftaten mit antisemitischem Hintergrund ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Gleichzeitig sollte Antisemitismus keinesfalls auf die von der Polizei erfassten Straf- bzw. Gewalttaten reduziert werden. Vielmehr werden Jüdinnen und Juden in ihrem Alltag immer wieder mit antisemitischen Ressentiments konfrontiert, die aus juristischer Perspektive keinen Straftatbestand erfüllen und somit weder bei der Polizei noch an anderer Stelle erfasst werden. Das Bedrohungspotenzial, welches von diesen Ressentiments ausgeht, ist für Betroffene dennoch erheblich sein. Zum einen geben die polizeilichen Statistiken also nur Auskunft zu antisemitisch motivierten Straftaten, zum anderen werden bei weitem nicht alle antisemitischen Straftaten von der Polizei erfasst.

Viele antisemitische Straftaten werden von den Betroffenen gar nicht erst angezeigt und das aus ganz unterschiedlichen Gründen. Die im gesamtgesellschaftlichen Vergleich relativ niedrige Anzeigebereitschaft in jüdischen Communities wird oft mit Negativerfahrungen im Zusammenhang mit Polizei- und Justizbehörden erklärt, wenn Letztere beispielsweise einen offensichtlich antisemitischen Charakter einer Straftat nicht anerkennen wollten. Fühlen sich Betroffene infolge eines antisemitischen Übergriffs zusätzlich mit gesellschaftlicher und politischer Untätigkeit konfrontiert, hinterlässt das nicht selten ein Gefühl von Frust, Wut und Resignation.
Wie also steht es um die Verbreitung von Antisemitismus hier in Köln? Welchem Bedrohungspotenzial sind Jüdinnen und Juden in unserer Stadt tatsächlich ausgesetzt? Welche Erscheinungsformen von Antisemitismus sind hier besonders verbreitet?

Die neue Kölner Meldestelle widmet sich der Beantwortung ebendieser Fragen. Durch die Sammlung und Auswertung empirischer Daten sollen die tatsächlichen Zustände in Köln ermittelt werden. Dass zwischen verschiedenen antisemitischen Ausdrucks- und Erscheinungsformen differenziert wird muss dabei als grundlegende Voraussetzung für eine effiziente Bekämpfung von Antisemitismus betrachtet werden.

Bei der Umsetzung der genannten Ziele ist die Meldestelle maßgeblich auf das Engagement der Stadtgesellschaft angewiesen.

Helfen Sie uns bei der Bekämpfung der Dunkelziffer!