Die Kölner Meldestelle für antisemitische Vorfälle veröffentlicht ihren vierten Jahresbericht:

Antisemitische Vorfälle in Köln 2024 (PDF-Datei)

19. Mai 2025

Pressemitteilung

4. Jahresbericht der Fachstelle gegen Antisemitismus im NS-DOK veröffentlicht:
Erneuter Anstieg antisemitischer Vorfälle in Köln

Die Fachstelle gegen Antisemitismus im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln verzeichnet für das Jahr 2024 einen erneuten Anstieg antisemitischer Vorfälle in Köln. Die insgesamt 229 dokumentierten Vorfälle im Stadtgebiet – eine Zunahme um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – stellen einen neuen Höchstwert seit Beginn der Erfassung im Jahr 2021 dar.

Die dokumentierten antisemitischen Vorfälle unterscheiden sich stark in ihrer Qualität: von Angriffen (4), Bedrohungen (7) und gezielter Sachbeschädigung (10), bis hin zu antisemitischen Zuschriften (36) und sogenanntem „verletzenden Verhalten“ (172). Letzteres betrifft insbesondere gezielt böswillige oder diskriminierende Äußerungen gegenüber jüdischen Personen und Organisationen sowie antisemitische Schmierereien im öffentlichen Raum. Von den gemeldeten Vorfällen waren im Jahr 2024 insgesamt 170 Personen in Köln direkt betroffen.

Ein genauer Blick auf die dokumentierten Vorfälle zeigt, dass insbesondere antisemitische Äußerungen und Handlungen, die sich auf den Holocaust und auf Israel beziehen, gestiegen sind. Der sogenannte „Post-Schoa-Antisemitismus“, bei dem z.B. der Holocaust relativiert oder gar befürwortet wird, ist im Vergleich zu 2023 um 80 Prozent gestiegen. Neben der Beschädigung von Denkmälern zur Erinnerung an jüdische NS-Verfolgte kam es im letzten Jahr erneut zu Störungen von Gedenkveranstaltungen, etwa anlässlich der Pogromnacht am 9. November. Es ist somit kein Zufall, dass der November der Monat mit den meisten dokumentierten Vorfällen im Jahr ist – und das bereits zum dritten Mal infolge. Vorfälle des israelbezogenen Antisemitismus sind hingegen um 54 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Hierunter fällt beispielsweise, wenn eine jüdische Gemeinde für Handlungen des Staates Israel verantwortlich gemacht wird.

„Zum vierten Jahr in Folge steigen die von uns dokumentierten antisemitischen Vorfälle im Stadtgebiet. Eine solche Entwicklung ist nicht mehr mit dem gewachsenen Bekanntheitsgrad der Meldestelle zu erklären. Die jüdische Gemeinschaft in Köln steht massiv unter Druck und braucht mehr Unterstützung.“

Daniel Vymyslicky, Mitarbeiter der Fachstelle gegen Antisemitismus im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln.

Weitere Statistiken sowie exemplarische antisemitische Vorfälle entnehmen Sie bitte dem Jahresbericht. Dieser steht auf der neuen Website der Meldestelle unter diesem Link: https://antisemitismus-melden.koeln/veroeffentlichungen zum Download bereit.

Wir würden uns freuen, wenn Sie die URL-Adresse in Presseberichten verlinken.

Stimmen zur Veröffentlichung

Sylvia Löhrmann, Beauftragte des Landes NRW für die Bekämpfung des Antisemitismus, für jüdisches Leben und Erinnerungskultur

„Antisemitismus ist ein Phänomen, das sich in vielen Formen zeigt – von offenen Angriffen bis hin zu subtilen Vorurteilen. Es ist unsere Pflicht, diese Formen zu erkennen und ihnen entschieden entgegenzutreten, denn der Umgang mit Antisemitismus ist auch ein Gradmesser für die Verfasstheit unserer Demokratie. Die Zahlen und Vorfälle, die im neuen Jahresbericht präsentiert werden, sind nicht nur Statistiken; sie sind ein eindringlicher Appell, dass wir alle gemeinsam Verantwortung übernehmen müssen.“

Dr. Miriam Haritz, Organisatorin des „Run4theirLives Cologne“ (Initiative zur Freilassung der Geiseln aus der Hamas-Gefangenschaft)

„Seit April 2024 trifft sich der Kölner Ableger der weltweiten humanitären Initiative „Run for their Lives“ jeden Sonntag am Grüngürtel, um friedlich für die Freilassung der israelischen Geiseln aus den Händen der Hamas zu demonstrieren. Dabei werden wir nicht selten zur Projektionsfläche für antisemitischen Hass. Obwohl wir von der Polizei geschützt werden, kommt es immer wieder zu verbalen Angriffen und auch Bedrohungen. So etwa im Juni 2024, als wir aus einem fahrenden Auto als ‚Judenpack‘ beschimpft wurden. Auch Sätze wie ‚Ihr wisst ja, was nach dem Endsieg auf Euch wartet‘ sind eine unverhohlene Anspielung auf die sogenannte ‚Endlösung‘ der Nazis. Juden- und Israelhass gehen einfach Hand in Hand, das merken wir immer wieder. Das ist belastend und macht auch Angst. Viele von den Teilnehmenden sind selber jüdisch und manche bleiben der Versammlung fern, aus Angst, dass noch Schlimmeres passieren könnte.“

Für Presseanfragen steht Ihnen der zuständige NS-DOK-Mitarbeiter gerne zur Verfügung:
Daniel Vymyslicky
Tel.: +49 221/221-31648
daniel.vymyslicky@stadt-koeln.de

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